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Eine Fliegerheldin namens Melitta Schiller
Erstellt von Autor Ernst Probst am 24.08.2012
In Berlin erinnert ein Straßenname an die Entwicklungsingenieurin und Testpilotin Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg (1903-1945).
Die fliegende Gräfin war eine außergewöhnliche Persönlichkeit ihrer Zeit. Sie tat sich in den 1930-er und 1940-er Jahren als Entwicklungsingenieurin und Testpilotin hervor. Zu ihren besonderen Leistungen gehören mehr als 2.500 nervenaufreibende Sturzflüge von etwa 4000 bis auf 1000 Meter Flughöhe mit Sturzkampfflugzeugen. Ähnliches hat kaum jemand auch nur annähernd geschafft. Bis zu 15 Mal am Tag unternahm Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg waghalsige Sturzflüge. Wenn sie in genug Höhe aufgestiegen war, senkte sie die Spitze ihres „Stuka“ in Richtung Erdboden, stürzte sich mit der Maschine Tausende von Metern senkrecht hinab und riss sie dann wieder nach oben. Solche waghalsigen Sturzflüge sind für einen menschlichen Körper fast nicht auszuhalten. Meistens verliert ein Pilot dabei kurz das Bewusstsein.
Die mutige Pilotin litt unter einem ungeheuren Gewissenskonflikt. Einerseits war sie wegen ihres jüdischen Vaters Michael Schiller und wegen ihrer Verwandtschaft mit ihrem adligen Schwager Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944)), der am 20. Juli 1944 das missglückte Attentat auf den Diktator Adolf Hitler verübt hatte, keine Anhängerin der Nationalsozialisten. Neueren Erkenntnissen zufolge ist sie sogar in die Attentatspläne eingeweiht gewesen.
Nach dem misslungenen Attentat und dem gescheiterten Putschversuch brachen schwere Zeiten für die Familie der Schenken von Stauffenberg an. Die Brüder Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) und Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905–1944) sowie deren Onkel Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenband (1877–1944) wurden hingerichtet. Außer den Frauen und Kindern der Widerstandskämpfer kamen viele Mitglieder der weitverzweigten Sippe der Schenken von Stauffenberg in Haft. Darunter waren auch Alexander Schenk Graf von Stauffenberg und dessen Gattin. Melitta wurde nach sechs Wochen wegen ihrer „kriegswichtigen Aufgaben“ wieder entlassen, durfte aber fortan nur noch unter dem Namen „Gräfin Schenk“ ohne den Zusatz „von Stauffenberg“ arbeiten. Ihren Ehemann Alexander und ihre Schwägerinnen hielt man bis Kriegsende in verschiedenen Konzentrationslagern („KZ“), darunter Buchenwald, und Gefängnissen fest.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Melitta am 8. April 1945 bei einem Flug mit ihrer unbewaffneten Maschine zu ihrem inhaftierten Ehemann bei Straßkirchen unweit von Straubing in Bayern von einem amerikanischen Jagdflugzeug abgeschossen. Sie konnte noch notlanden, erlag aber zwei Stunden später im Alter von nur 42 Jahren ihren schweren Verletzungen. Ihr Ehegatte Alexander Schenk Graf von Stauffenberg hat sie um 18 Jahre überlebt.
Das Taschenbuch „Sturzflüge für Deutschland“ von Ernst Probst und Heiko Peter Melle schildert das Leben der deutschen Fliegerheldin, die 1937 kurz nach Hanna Reitsch (1912-1997) als zweite Frau in Deutschland zum Flugkapitän ernannt wurde. Die Kurzbiografie ist bei „GRIN Verlag für akademische Texte“ (München) erschienen, umfasst 84 Seiten, ist reich bebildert und kostet 12,99 Euro. Bei „GRIN“ ist auch ein preiswertes E-Book im PDF-Format erhältlich.
Aus der Feder von Ernst Probst stammen zahlreiche Kurzbiografien über berühmte Fliegerinnen, Ballonfahrerinnen, Luftschifferinnen, Fallschirmspringerinnen, Astronautinnen und Kosmonautinnen, die ebenfalls beim „GRIN Verlag“ bestellbar sind. Der Autor Heiko Peter Melle ist ein Kenner der Familiengeschichte der Schenken von Stauffenberg.
Der Wiesbadener Autor Ernst Probst hat von 1986 bis heute mehr als 200 Bücher, Taschenbücher, Broschüren und E-Books veröffentlicht. Bevorzugte Themenbereiche sind Paläontologie, Archäologie, Geschichte und Biografien.
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